Laubegast grüßt Laubegast (04. 08. 2019)
Laubegast grüßt Laubegast
SLAWA – Schlawa, – Schlesiersee ein Ort mit vielen Namen
Welcher Dresdner kennt nicht den Ortsteil Laubegast, in dem einst der Akzisedirektor Graf von Hoym lebte und seine schöne Frau, die spätere Gräfin Cosel, vor dem Starken August versteckte.
Aber wer von uns wusste schon, dass es auch in Westpolen einen Ort gibt, der den Namen Laubegast trägt. Übersetzt heißt er Lubogoszcz und ist ein Ortsteil des Städtchens Slawa am Slawasee. Bekannt hat uns mit diesem Ort der Deutsch- Polnische Verein im Kraszewski- Museum gemacht. Seit nunmehr 10 Jahren verbindet die beiden Laubegaste eine enge partnerschaftliche Verbindung.
Unsere Vereinsfreundin Elke METZNER, die schon mehrmals beim >>Laubegaster Inselfest<< (in ihrer Wohngegend) zu Gast war, sprach einen der Organisatoren an und stellte eine Verbindung zu Regina her. Der Zufall wollte es, dass sich dieser Mann als ein Azubi- Kollege Reginas entpuppte. Und der berichtete mit Begeisterung von der Verbindung nach Polen und hatte die Idee, zum 10 jährigen Bestehen dieser Verbindung, beim Fest in Slawa ein Gastgeschenk in Form einer barocken Abordnung zu überbringen. Schnell hatte er Regina, Silvia und Elke überzeugt, die Verbindung nach Polen aufzugreifen. Leider konnte Elke, als eine Initiatorin der Reise, nicht mit nach Polen reisen. Es hatte sie gesundheitlich angegriffen. Dafür war unser Rudi, trotz seiner 84 Lebensjahre, sofort dazu bereit und auch von dem Gedanken begeistert. Auch Annerose und Siegmar waren zu begeistern, konnten aber letztendlich nur einen Veranstaltungstag in Slawa bleiben.
Es fügte sich günstig, dass wir sieben gemeldete Teilnehmer bereits am Freitagnachmittag in Dresden starten konnten. Bis nach Görlitz/ Zgorzelec ging es per Autobahn zügig voran, danach gut 180 km etwas gemütlicher auf der Landstraße. Gegen 18:00 Uhr erreichten wir Slawa, wo schon unser Kurfürst Friedrich August I. durchkam und auf dem Weg nach Warschau in Wschowa Frystadt (Fraustadt) rastete, allerdings nach 4 Tagen und nicht wie wir in 4 Stunden…
Angekommen hatten wir zunächst unsere junge Dolmetscherin Magda (Magdalena) zu suchen, die wir erstmal verfehlten, aber dafür den idyllisch gelegenen Slawasee (JezioroSlwskie) kennen lernten. Diese größte See des historischen Schlesiens hat eine Länge um 15km und stellt ein stark angenommenes Urlaubsdomizil da, - nicht nur für Polen. Im weiteren Umkreis liegen weitere 13 größere Seen. Hier wird Wassersport betrieben, geangelt, gebadet und, wie während unserer zwei Nächte lautstark zu vernehmen war, auch heftig gefeiert.
Magda begrüßte uns in einwandfreiem Deutsch (ach, wenn wir doch nur ein bisschen so gut polnisch könnten!!!) und geleitete uns in einer großen Freizeitanlage zu unseren uns zugedachten Bungalows. Diese waren schmuck, wenn auch einfach und funktional und wie gesagt, in Ufernähe des Slawasees (Mückenparadies).
In der Nachbarschaft waren deutsche Töne zu hören, die zu Leuten aus Luckau im Spreewald gehörten. Slawa und ihre Stadt verbindet eine feste Städtepartnerschaft, die hier durch den Spielmannszug des Karnevalklubs und jungen Läufern (Die Kornkäfer) präsent war.
Magda fuhr mit uns auch zur Verpflegungsstelle, wo wir bis zum sonntäglichen Frühstück bestens versorgt wurden. Ihr und den Damen hinter dem Küchentresen sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt.
An unseren beiden Abenden erlebten wir in unserer Unterkunft, dass die Polen zu leben, zu feiern wissen, denn Ströme von Menschenmassen zogen zum See um dort Musik zu konsumieren, auch Eis und Gaumenfreuden (einschließlich guten polnischen Bieres) die in vielen gastronomischen Einrichtungen angeboten wurden. Man wird sich denken können, dass unsere Nachtruhe so ruhig nicht war…
Der Samstagmorgen sah uns gegen 8:30 Uhr zum Speisesaal ziehen und mit gutem polnischen Frühstück gestärkt, wollten wir die Sehenswürdigkeiten von Slawa in Augenschein nehmen. So richtig fündig wurden wir nicht. Die barocke Innenstadt haben wir übersehen und die Kirchen waren verschlossen. Das Barockschloss war in äußerst desolatem Zustand und eingezäunt, aber im Landschaftspark, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegt wurde und an den See grenzt, begegneten wir den jungen „ Kornkäfern“ aus Luckau schnellen Schrittes bei ihrem Marathonlauf. Wir feuerten sie kräftig an.
Dann stießen wir auf ein reges Marktgetriebe, was nicht nur unsere Damen anzog. Blumen, Obst und Gemüse, Oberbekleidung und das Darunter von Mini bis Viermastzelt, polnische und deutsche Wurstwaren u. v. m. regte zum Kauf an, - zumindest aber zum Gucken.
Irgendwann erinnerten wir uns daran, dass noch unsere Teilnahme am großen Festumzug anstand. Da hieß es zum Quartier und in die Roben gestiegen. Da wir doch noch jede Menge Zeit hatten, folgten wir Reginas Einladung und besuchten eine Fischbraterei, wo wir aufs köstlichste speisten.
Gut abgefüttert galt es dem Stellplatz zum Festumzug zuzustreben. Zunächst hatten wir nicht den Eindruck, dass sich hier viel tut, aber das änderte sich schnell. Wir lernten Unseren Laubegaster kennen, auch der Bürgermeister von Slawa begrüßte uns herzlich, worin der Vertreter Unseres Laubegasts nicht nachstand.
Der Zug setzte sich in Bewegung und wir, wir haben wohl manchem der Umzugsteilnehmer die Show gestohlen. So überaus herzlich, wie wir Abgesandten des Dresdner Hofes begrüßt wurden, wird uns, bei ähnlichen Anlässen in der Heimat kaum zugejubelt. Besonders stark war der Applaus, als sich unser Rudi, mittig im Umzug, als Herzog von Orléans einreihte…
Der Umzug zog ins Stadtstation ein, - wir an vierter Stelle (ohne die versprochenen Kutschen) und mit der Option dem Publikum eine kleine barocke Einlage per Tanz und Gesang zu bieten, aber das fiel buchstäblich ins Wasser, - nicht nur wegen des Überdruckes der Slawaer Feuerwehr. Da wir für 2020 erneut eingeladen wurden, können wir dann ja unsere Einlage bringen, - trocken.
Wir verabschiedeten dann unsere Freunde Annerose uns Siegmar, die wegen anderer sonntäglicher Verpflichtungen zurück mussten. Wir schlüpften in unsere moderne Lagerkleidung und ergingen uns im Trubel am Rande des Slawasees. Wie schon eher gesagt, es war dort ein sagenhafter Betrieb, der bis weit in die Nacht hinein anhielt. Nach Ende des rockigen Bühnenprogramms trat aber bei weitem keine Ruhe ein, denn bis in die Morgenfrühe wurde noch lautstark das Bühnenpodium abgebaut. Offenbar wurde dabei die Lichtleitung getroffen, denn elektrisches Licht gab es erst am Morgen wieder.
Letztes Frühstück und Verabschiedung von unserer netten Dolmetscherin Magda und den Akteuren aus Luckau, packen der Autos und ab ging die Post gen Heimat, wo uns recht unangenehme Mitteilungen des Verkehrsfunks beunruhigten. Rechtzeitig informiert konnten wir aber die Stundenstaus umgehen, sodass unser Rudi noch beizeiten seine Bahn ab Dresdner Hauptbahnhof erreichen konnte.
Es war ein schönes Wochenende mit vielen guten Eindrücken und, das möchte ich nicht verhehlen, mit einem ganz anderen Bild von unseren Nachbarn im Polenland. Die Kontakte, die wir hatten, waren überaus freundlich, ja freundschaftlich. Da kommen wir doch gern im nächsten Jahr wieder.
Danke an alle Mitreisenden und vor allem an Regina, die besonders viel zum Gelingen dieses Grenzen überschreitenden Events getan hat.
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Text und Fotos: Bernd Schwabe
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