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Wussten Sie?

 1.) Geschichtliches und der Dresdner Hof

Die Epoche des Dresdner Barock umfasst die Zeit von ca. 1694 bis 1763. Sie war geprägt vom Barock- und Rokokostil unter Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, dem späteren König August II. in Polen, und seinem Sohn König August III. in Polen und Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen. 

 

Vor allem italienische und französische Einflüsse prägten den Lebens-, Kunst- und Baustil des Dresdner Barock. Viele erhaltene, restaurierte und wiedererrichtete Gebäude - wie die Frauenkirche, oder die Hofkirche - zeugen noch heute von dieser künstlerisch prunkvollen Zeit. In der Sempergalerie spiegelt sich die Kunstsinnigkeit der augusteischen Zeit, neben der Sixtinischen Madonna, auch in vielen weiteren Gemälden von Weltrang und unschätzbarem Wert. Mit dem "Grünen Gewölbe" hat Dresden die weltweit prächtigste Schatzkammer, die vom Fleiß und handwerklichen Können der Schöpfer all dieser Kunstwerke zeugt. 


Angeregt vor allem durch die mediterranen Eindrücke, versuchte König August II. in Polen und Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen diese Lebensart ins Königreich Polen und in sein Kurfürstentum Sachsen zu übernehmen. Dazu ließ er unter anderem italienische und französische Architekten, Künstler und Musiker an seinen Hof kommen. Bald entwickelte sich daraus ein Privileg, und sie wurden selbst bei seiner Majestät vorstellig. Nur eines scheint uns heute unverständlich. Das Musikergenie Johann Sebastian Bach hatte am Dresner Hof keine Chance... 


August des Starken schwacher Sohn, König August III. in Polen und Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen, war wohl zum Regieren zu faul und unbeweglich, aber er hat seine Liebe zur Kunst vom Vater geerbt und war einer der größten Kunstmäzene seiner Zeit. Für Staatsgeschäfte hingegen zeigte er wenig Interesse und überließ diese seinem betrügerischen Minister Brühl, der mit seinen Machenschaften und ungezügelter Bereicherungssucht zum Untergang des Kurstaates Sachsen maßgeblich beigetragen hat. 


Einen schwachen Nachfolger zwar besitzend, hatte aber unser Kurfürst Friedrich August I. (fast) immer starke Frauen zur Seite. Die von ihm wenig geliebte Gemahlin Kurfürstin Christiane Eberhardine war stark und fest im Glauben und blieb stets der Lehre Luthers verbunden. Königin im katholischen Polen mochte sie nicht sein und als Betsäule Sachsens, von ihren evangelischen Landeskindern geliebt und verehrt, hat sie das Königreich nie betreten.

 

2.) August der Starke und seine Mätressen

Eheliche Treue missachtend, war August der Starke Zeit seines Lebens auf amouröse Eroberungen aus. Seine erste wirklich große Liebe war die Mätresse en titre Aurora Gräfin von Königsmarck, der er mit Moritz von Sachsen einen Sohn schenkte, der ganz sein Ebenbild vom Angesicht war und voller Geist, Unrast und Bildung es als erfolgreicher Feldherr zum Marschall von Frankreich brachte. Seine Mutter Aurora blieb ihrem königlichen Gebieter bis zum Lebensende eine treue Freundin und Beraterin.


Eine weitere starke Herzdame nahm sich August II. mit der polnischen Prinzessin Urszula Katarzyna Lubomirska, die er, aus Dank für die Hilfe bei der Erlangung der Polenkrone, vom Kaiser zur Reichsfürstin von Teschen erheben ließ. Ihr Geist strahlte weit über den Dresdner Hof hinaus und stand der Schönheit dieser Dame in nichts nach. Die Teschen wurde von ihrem königlichen Gebieter nie vom Hofe verwiesen und fürstlich abgefunden (z.B. mit der Lehnsherrschaft über Hoyerswerda u. a. Orten der Lausitz.


Anders war das mit der Cosel, die Mätresse, die wohl im Bewußtsein der Sachsen und ihrer Gäste am festesten verwurzelt war und ist, - obwohl sie unserem damaligen Landesherrn manchen Ärger machte. Als Tochter eines niederen holsteinischen Landadeligen von Brocksdorff kam sie nach Dresden und ehelichte den nachmaligen Akzisedirektor Adolf Magnus Reichsgraf von Hoym, der seine gerühmt schöne Gemahlin aber bald an seinen Brotgeber verlor. Zur Reichsgräfin Anna Constantia von Cosel erhöht, nötigte sie dem königlichen Geliebten ein Eheversprechen ab, was ihr neben ihrer schier unstillbaren Habgier und einem immer stärker hervortretenden Machthunger zum Verhängnis wurde. Ihre Gegner im Ministerrock,- angeführt durch Jacob Heinrich Reichsgraf von Flemming, sorgten für einen schnellen Sturz und so verbrachte die Gräfin Cosel ihre weiteren Tage bis zum Eingange in die Ewigkeit, zunächst 17 Jahre als Gefangene und weitere 32 Jahre, dem freien Leben und dem Umgang mit Menschen entwöhnt, als Einsiedlerin auf Burg Stolpen, - ihrem Verbannungsort. Eine Rehabilitation oder ein ordentliches Gerichtsverfahren erhielt die Cosel nie. Selbst ihre leiblichen Kinder zeigten wenig Interesse am Schicksal ihrer Mutter. Heutigentags ist die Reichsgräfin wohl die bekannteste Sächsin der Augusteischen Zeit.


Einige weitere Damen zur Linken wären zu nennen, - keine aber erreichte die Bedeutung und Größe der drei hier genannten. Vielleicht verdient dennoch eine weitere Adelsdame hier genannt zu werden. Mit der französischen Tänzerin Henriette Renard zeugte August II. seine illegitime Tochter Anna Cathérina, der er den Titel einer Gräfin von Orczelska verlieh und die seine Lieblingstochter wurde. Mit Freude sah er, dass die Gräfin (spätere Herzogin von Holstein) "ein Kerl von echtem Korn und Schrot" war, - die die Jagd liebte wie der Vater, Trinkfest war wie dieser und im Sattel saß wie angeleimt (gern auch mal im Männersitz), - dabei alle weiblichen Vorzüge besaß und bildhübsch war. Üble preußische Nachrede dichtete dem Polenkönig ein Liebesverhältnis mit der eigenen Tochter an. Die Geschichtsschreibung hat das widerlegt, - nicht aber den Umstand, dass August II. gerade von diesem, seiner 8 illegitimen Kinder, im Alter echte hingebungsvolle Tochterliebe erfuhr. Dieser sympatischen Adelsdame wird seit 2017/19 in der TDB Gesicht gegeben. (Bernd Schwabe)

 

3.) Der Pair und Prinzregent von Frankreich

Philippe I. de Bourbon duc d'Orleans et Anjou - Philipp I. von Bourbon, Herzog von Orleans, Anjou, Chartres und Volois  lebte von 1640 bis 1701 und war der Sohn Ludwig XIII. und Bruder des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Wie zu damaliger Zeit üblich, wurden die Prinzen wie Mädchen gekleidet und frisiert und der junge Philipp wurde bewußt feminin erzogen. Man wollte damit erreichen, dass es später nicht zu Bruderstreit zwischen Ludwig und ihm käme. Damit wurden die Neigungen des Prinzen und späteren Herzogs vom weiblichen Geschlecht entfernt. Ludwig XI. hielt seinen Bruder von jeglicher Regierungsverantwortung fern und schränkte Philipp in seiner Entscheidungsfreiheit stark ein. Die Verbitterung darüber führte Philipp von Orleans zu einem ausschweifenden Leben, was er recht ungeniert und frei führte. Wegen dem Erhalt der Stammhalterschaft heiratete er zunächst Hennriette- Anne Stuart, die Schwester Karl II. von England, mit der er drei Kinder zeugte. Nach einem mysteriösen Tod der Herzogin, - man sprach von Gift, heiratete er ein Jahr später die Tochter des Kurfürsten Karl I. von der Pfalz, Prinzessin Elisabeth Charlotte, - genannt Liselotte von der Pfalz. Auch ihr schenkte er drei Kinder. Nach der Geburt des letzten Kindes gab er jegliches Eheleben auf. Liselotte lebte nun wie eine Einsiedlerin und dies mag der geistreichen, von Angesicht unattraktiven, Herzogin sehr schwer gefallen sein. Sie sorgte selbst für Abwechslung, in dem sie dafür sorgte, dass jedweder Klatsch, der an den europäischen Königshäusern umging, auch in alle Himmelsrichtungen weitergetragen wurde. Ihre Briefe, zumeist in deutscher Sprache verfasst, erzeugen wegen der sehr eigenwilligen Ausdrucksweise und Rechtschreibung heute noch beim Leser ein Schmunzeln. Der alternde Herzog unternahm manche Reise in Frankreich und den Nachbarländern, ob er allerdings als Gesandter beim Sächsischen Hof aufgeschlagen hat, ist nicht nachweisbar. Wir wollen Philipp I. einen Besuch im Sachsenland zugestehen, - eine Gefahr, dass er sich der schönen Mätressen August des Starken zuwendet, besteht wohl nicht und so wollen wir den Pair von Frankreich in unsere Hofgesellschaft aufnehmen. (Bernd Schwabe)

 

4.) Charlotte Christine Sophie Zarewna von Russland

Charlotte Christine Sophie (geb. 28.08.1694 in Wolfenbüttel, gest. 02.11.1715 in St. Petersburg) war die dritte Tochter von Ludwig Rudolf Herzog von Braunschweig- Wolfenbüttel und der Herzogin Christine Luise (von Öttingen). Nach damaligem Brauch wurden Heiraten arangiert, - Liebesbünde gab es wohl äußerst wenige, und sie dienten vornehmlich Macht- und Gebietszuwachs und dienten als Vorwand von Bündnissen. Die Befindlichkeiten und Gefühle der so zusammengegebenen Brautleute, spielte in diesem Spiel um Macht und Einfluss keine Rolle. Die Braunschweigische Prinzessin Charlotte Christine Sophie schien es dabei besonders schlimm getroffen zu haben. Sie wurde 1711 mit dem Sohn Peter des Großen, dem Zarewitsch (Kronprinzen) Alexej von Russland vermählt. 


Zar Peter I. brachte der nunmehrigen Zarewna  (Kronprinzessin) große Achtung und väterliche Liebe entgegen, womit er ganz das Gegenteil seines charakterschwachen, tob- und trunksüchtigen Sohnes war. Charlotte Christine Sophie hatte kaum noch einen schönen Tag, dabei war sie ein sorgenfreies Leben gewöhnt. als sie siebenjährig als Mündel zu ihrer Tante der sächsischen Kurfürstin Christine Eberhardine kam und dort bis zum vierzehnten Lebensjahr  mütterliche Zuneigung, ein sorgenfreies Leben und Unterrichtung in (evangelischen) Glaubensfragen und allen Lebensdingen erhielt. Der Zar aller Reußen wollte mit der Einheirat in ein deutsches Fürstenhaus seine Dynastie auch außerhalb der russischen Grenzen festigen. So fiel sein Blick auf die Prinzessin aus Wolfenbüttel. Trotz ihrer leidvollen Eheverbindung gebar Charlotte Christine Sophie zwei Kinder, wobei sie nach der Geburt des Zweitgeborenen, dem späteren Zaren Peter II., am Kindbettfieber verstarb. In der Kathedrale St. Peter & Paul war sie das erste Mitglied aus der Zarenfamilie, welches dort eine Grablage erhielt. Ihr Tod soll den Zarewitsch Alexei nicht weiter berührt haben, aber Zar Peter betrachtete das Ableben seiner geliebten Schwiegertochter als großen Verlust. Sein väterlicher Zorn trieb ihn so weit, dass er den Zarewitsch später zu Tode foltern ließ. 


Die Zarewna hatte ein literarisches Nachleben. Lange nach ihrem (vorgeblichen ?) Tod ging das Gerücht um, die Zarewna sei damals nicht verschieden, sondern nach Amerika geflüchtet, wo sie mit Unterstützung ihrer Nichte, der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, als Offiziersgattin lebte. Ernst II. Herzog von Sachsen- Coburg und Gotha griff den Stoff auf und komponierte die Musik zu einer Oper. So wurde dem einstigen Mündel unserer Kurfürstin, nach einem sehr unglücklichen Leben am Zarenhofe,  ein musikalisches Denkmal gesetzt. Diese interessante Persönlichkeit hat ein solches wohl verdient. (Bernd Schwabe)

 

5.) Christiane Elisabeth Gräfin von Bünau

Christiane (auch Christiana) Elisabeth Gräfin von Bünau war die Gattin des Wirklich Geheimen Rats Reichsgrafen Heinrich von Bünau auf Dahlen, Domsen, Nöthnitz, Göllnitz, Oßmannsstedt ect. Sie galt als gebildet und belesen und in vielen Dingen ihrer Zeit voraus. Zu den schillernden Persönlichkeiten des Barock / Rokoko gehörte sie allerdings nicht. Sie war eine geborene von Arnim, die am 18. 02. 1699 das Licht der Welt erblickte und am 29. 08. 1783 in Groitzsch (heute Kreis Leipziger Land) so bescheiden verstarb, wie sie gelebt hat.  (Bernd Schwabe)

 

6.) Erdmuthe Dorothea Reichsgräfin von Zinzendorf auf Ebersdorf

Erdmuthe Dorothea Reichsgräfin von Zinzendorf auf Ebersdorf war eine deutsche Pietistin und Kirchenlieddichterin. Sie wurde am 07. 11. 1700 als Tochter des Grafen Heinrich X. Reuß zu Ebersdorf und der Gräfin Erdmuthe Benigna zu Solms- Lauterbach in Eberndorf geboren und verstarb am 19. 06. 1756 in Herrnhut, - der Gemeinde, der sie zeitlebens eng verbunden war. Sie war eine für ihre Zeit sehr moderne und hochgebildete, in bestem Sinne emanzierte Frau. Ihr Weg in Herrnhut begann am 07. 09. 1722 mit der Heirat des Reichsgrafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Obwohl diese Ehe laut Zeitzeugen alles andere als harmonisch verlief, - eher streibar und von Gegensätzen gezeichnet, gingen aus ihr zwölf Kinder hervor. Die Reichsgräfin war die geborene Wirtschaftsverwalterin und nahm ihrem Gatten diese Arbeiten weitestgehend ab. Sie Verwaltete das Gut Berthelsdorf und die später neu gegründete Ansiedlung Herrnhut. Sie wurde zur Vorsteherin des Schwesternhauses der Brudergemeinde erhöht und gründete ein Waisenhaus und sorgte sich als Hausmutter um das Wohl der ihr in Obhut gegebenen Gemeindemitglieder. Ihr nachhaltiges Engagement machte die Entstehung und Fortdauer der ersten deutschen evangelischen Gemeinschaft erst möglich. Nach dem ihr Ehemann Reichsgraf Zinzendorf aus Sachsen ausgewiesen wurde, überschrieb ihr dieser seinen gesamten Besitz und die Reichsgräfin fand Gelegenheit sich als gewiefte Vermögensverwalterin zu etablieren. Ihre Wirtschaftsführung hatte großen Anteil an der Entwicklung auch der Herrnhuter Brüdergemeinde als solche. Bis zu erneuter Ausweisung Zinzendorfs unternahm das Grafenpaar ausgedehnte Reisen, die auch der Verbreitung der Ideen der Herrnhuter dienlich waren. Im Jahre 1755 kehrte Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf nach 11jährigem Exil in London zurück, aber das Paar führte bis zum Tode der Erdmuthe Dorothea keinen gemeinsamen Haushalt mehr. Sie lebte in Herrnhut und der Begründer derHerrnhuter Gemeinde lebte auf Schloss Berthelsdorf(!) Mag die Gräfin heute weitestgehend vergessen sein, ihre von ihr gedichteten Kirchenlieder werden auch in heutiger Zeit noch gesungen. (Bernd Schwabe) 

 

7.) Maria Anna Theresa Gräfin von Kolowrat Krakowsky

Als Oberhofmeisterin der sächsischen Kurfürstin und Königin in Polen Maria Josepha von Sachsen, war die, einem alten böhmischen Adelsgeschlecht entstammende und einem anderen, nicht minder bedeutenden böhmischen Hause angeheiratete, Maria Anna Therese Gräfin von Kolowrat- Krakowsky, geborene Freiin von Stain zu Jettingen (05.08.1688 - 02.05.1751), eine Frau von nicht geringem Einfluss am Dresdner Hofe. Durch ihren Gemahl, den österreichischen Oberlandkämmerer von Böhmen und Stadthalter von Prag Maximilian Norbert Graf von Kolowrat- Krakowsky, konnte sie selbst in Österreich politischen Einfluss geltend machen, den sie bis zum frühen Tod (1721) ihres Ehemannes weidlich nutzte. Auch ihr Sohn Johann Ernst Philipp verstarb frühzeitig, aber im gesellschaftlichen Aufstieg ihrer 1717 geborenen Tochter Franziska Maria Anna sah die Gräfin ihren ganzen Lebensinhalt. Als Gemahlin des 1. Premierministers August III., dem Reichsgrafen Heinrich von Bruehl (auch Brühl), war diese Tochter eine schillernde Figur im Dresdner Machtbereich und samt ihrer hab- und prunksüchtigen Familiensippe am beginnenden politischen Niedergang Sachsens in nicht geringem Maße beteiligt. Diese brühlsche Schwiegermutter und Oberhofmeisterin Maria Anna Therese Gräfin von Kolowrat- Krakowsky hatte in der TDB bis Jahresende 2017 ihre lebendige Darstellung, aber ein Gemälde dieser Dame findet sich nirgendwo./B.S. 


Von des Reichsgrafen Heinrich von Brühls Kindern, hatte nur sein Sohn Alois (auch Aloys/Aloysius) Friedrich v. Brühl geschichtliche Bedeutung. Er wurde am 31. Juli 1739 in Dresden geboren und verstarb am 31.012.1793 in der preußischen Hauptstadt Berlin. Mit 12 Jahren wurde Alois Starost (Gouverneur) von Warschau und etwas später in die polnische Szlachta (Adelskammer) gewählt. Seine polnischen Gegner machten ihm dieses polnische Adelsprädikat Zeit seines Lebens streitig. Von 1761 - 64 (bis zum Tod August III.) war er königlicher Mundschenk und Krongeneralfeldzeugmeister. In den Jahren 1763 - 1788 begleitete er den Rang eines Artilleriegenerals. Zwar verlor Alois Graf von Brühl nach dem Tod des allgewaltigen Vaters die meisten seiner Ämter, die ihm aber teilweise vom Folgekönig Stanislaus II. August Pontiatowski zurück gegeben wurden. Dadurch konnte er seine weithin berühmte Artillerieschule in Warschau gründen. Sein Domizil war das Palais Mlociny (heute Warschau- Bielany), welches er 1790 verlassen hat um in seiner Herrschaft Pförten zu leben. Hier frönte er seiner Leidenschaft als Theaterschriftsteller und trat auch als  Schauspieler auf. Seine Zeitgenossen,- und die ihm wohl gesinnte Geschichtsschreibung, rühmt ihm männliche Schönheit, Körperkraft, hellen Geist (Mathematiker) und künstlerisches Talent (Maler, Dichter) nach. Sein Charakter war edel und ganz weit vom Machtmenschen entfernt, den sein Vater Heinrich verkörperte. Diesen Eigenschaften verdankt Alois Friedrich Graf von Brühl, dass er als Sachse (nach August III.) auch in Polen weiterhin leben und wirken konnte. (Bernd Schwabe)

 

8.) Carl Friedrich Freiherr von Erdmannsdorff

Der Kursächsische Kammerherr Carl Friedrich Freiherr von Erdmannsdorff (1739 - 1777)entstammt einem alten sächsischen Adelsgeschlecht. Sein Vater Johann Friedrich (1688 - 1763) war Polnisch Kursächsischer Hofjägermeister und Geheimrat unter August dem Starken. Die Mutter Anna Sophie (1708 - 1769) war eine geborene Gräfin von Hoym. Geheiratet haben sie im Jahre 1727 und 1739 stellte sich mit Carl Friedrich Nachwuchs ein. Dieser heiratete im Jahre 1765 in erster Ehe Charlotte Sophie von der Sahla (1740 - 1768). Nach 3 Jahrhunderten ging die Herrschaft derer von der Sahla auf Schönfeld an den Kammerherrn Carl Friedrich Frh. v. Erdmannsdorff, wodurch seither die Familie Erdmannsdorff für mehrere Generationen in Schönfeld (bei Großenhain) die Erb,- Lehn- und Gerichtsherren stellte. Nach dem frühen Tod Charlotte Sophies, heiratete der Freiherr die ehrenwerte Erdmuthe Magdalena von der Sahla (1750 - 1836), die ihn um fast 50 Jahre überleben sollte. Ihr berühmter Sohn Friedrich Wilhelm machte sich einen Namen als Architekt der Aufklärung und schuf in Anhalt- Dessau viele bedeutende Bauwerke. In der TDB werden der Freiherr Carl Friedrich und die Freifrau Erdmuthe Sophie von Erdmannsdorff dargestellt. /B.S. 

 

9.) Heinrich XXXVIII. gefürsteter Graf Reuß - Köstritz

Als im Jahre 1228 der Kaiser Friedrich II. zum Feldzug gegen die Sarazenen rief, hatte er im Gefolge auch einen Herrn von Gera, dessen genauer Name nicht überliefert wurde. Jener zeichnete sich durch große Tapferkeit, Verwegenheit und Treue zum Kaiser und der christlichen Glaubenssache aus. Dennoch erlag er mit den Russen (Reussen) der Übermacht der Tataren und geriet in Gefangenschaft. Aus dieser gelang ihm, in russischem Habit, die Flucht und er suchte Schutz am Hofe des Kaisers Friedrich II. Dieser mochte den Edlen von Gera gern, zumal er geschickt im Schwertkampfe, dem Turnierreiten und anderen ritterlichen Tugenden war. Bald hatte dieser eine Vertrauensstellung beim Kaiser, der den körperlich hoch gewachsenen, der noch immer gern in russischer Tracht umherging, Gefolgsmann sehr mochte und stets als "Langen Reussen" bezeichnete. Dem so angesprochenen Ritter gefiel der Name so gut, dass er sich künftighin selbst als "Heinrich von Gera der Reusse" nannte und auf alle Zeiten diesen Namen für sich und seine Nachkommen angenommen hat. (So sagt es zumindest die Sage) Das Geschlecht derer von Reuss hat für seine männlichen Angehörigen stets und immer den Taufnamen Heinrich eingeführt, was traditionell so fortgeführt wurde. Der Grund war, dass es einen Ritter Reuss gab, der im Kampfe gegen die ungläubigen Sarazener gefallen war, was man in der Heimat nicht wußte. Ein Betrüger gab sich als Herr von Reuss aus, nahm des echten Reuss Besitztümer in Beschlag und heiratete als Reuss und wollte mit vielen Nachkommen seine Dynastie unumkehrbar machen. Jedoch kam man dem Hallunken auf die Spur und sein Kopf rollte. Die Herren Geblütsverwandten beschlossen nun, damit keiner mehr in das Reuss- Geschlecht eindringen könne, dass nur noch der einzige Taufname Heinrich auf alle Zeiten gegeben werde./B.S. 


Heinrich XXXVIII. gefürsteter Graf Reuß - Köstritz war der Sohn des preußischen Oberhofmarschalls Heinrich IX. Graf Reuß - Köstritz und der geborenen Gräfin von Wartensleben und Flodroff Amalie Esperance Reuß zu  Köstritz. Er diente zunächst in der Preußischen Armee als Rittmeister, wo er im Successionskrieg gegen Bayern aktiv war und später im Alter nahm er aktiv am Befreiungskrieg (1812-15) gegen Napoleon teil. In erster Ehe war er mit der Tochter des preuß. Generals v. Schmettau auf Stonsdorf, der Gräfin Henriette Friederike Ottilie, (17.07.1784) verheiratet. Doch schon nach 2 Jahren (19.08.1786) wurde er Witwer und Erbe bedeutender Lausitzisch- Niederschlesischer Besitzungen. Sein Reichtum ermöglichte ihm die Förderung der Herrenhuter Brüdergemeinde, zu der sich das Adelspaar stark hingezogen fühlte. In 2. Ehe heiratete er am 30.02.1792 die geborene Freiin v. Fletcher Johanna Friederike, wodurch der Reuß - Köstritzer Besitzstand bis weit nach Innersachsen vermehrt wurde. Der nunmehr zum Fürsten erhobene Adelsmann widmete sich nun verstärkt seinen Aufgaben als Gutsherr und dabei war er ein wahrer Menschenfreund, der Notleidenden half, Waisenkindern ein Obdach gab und als guter Christenmensch, nicht nur bei den Herrenhutern, verehrt wurde. Seine Frau Johanna Friederike verstarb am 28.06.1815 in Stonsdorf (heute Staniszow PL).Der Fürst folgte ihr 20 Jahre später, am 10.04.1835 nach. Fürst Heinrich XXXVIII. Reuß - Köstritz und seine Gmahlin werden in der TDB dargestellt. Damit erinnern wir an ein Philantrophenehepaar, dem trotz Begüterung, jegliche Prunk- und Verschwendungssucht fern lag. (Bernd Schwabe)

 

10.) Christoph Heinrich Reichsgraf von Watzdorf auf Pförten

Das Geschlecht derer von Watzdorff brachte einige herausragende Persönlichkeiten hervor, wo von denen, in "unserer" Zeit,- dem Augusteischen Zeitalter, - lebend, besonders Christoph Heinrich Reichsgraf von Watzdorf auf Pförten hervorgehoben werden kann. Einem altehrwürdigen freiherrlichen Thüringer Adelsgeschlecht entstammend, wurde er unter August dem Starken Kammerherr und später Kabinettsminister für Inneres und Finanzen. In seiner Funktion als Obersteuer- und Akzisedirektor wurde er vom Kurfürsten sehr geschätzt. Wegen seiner Unerbittlichkeit im Steuereintreiben war er es beim Volk und vor allem auch beim niederen (verarmten) Adel nicht so sehr. 


Watzdorff (auch Schreibweise Watzdorf) wurde am 04. Oktober des Jahres 1670 (also im Geburtsjahr Friedrich August I.) geboren und lebte bis zum 03. Januar 1729. Seine Vorfahren waren Freiherren. Als solcher begann er seine Hofkarriere in Dresden. Bald brachten ihm seine Fähigkeiten den Grafentitel ein. Auf Ersuchen des Kurfürsten wurde Christoph Heinrich erneut eine Standeserhebung zuteil. Am 25. 04. 1719 ernannte ihn der Kaiser in Wien zum Reichsgrafen. Er erwarb 1722 das Schloss Lichtenwalde und ließ es als standesgemäßen Wohnsitz zum Barockschloss umgestalten.


Seine am 09. September 1671 geborene Gemahlin Wilhelmine Friederike Reichsgräfin von Watzdorff war eine geborene Freifrau von Bock-Blosheim (einige Quellen nennen Bläsheim) zu Gersheim. Ihre Herzensgüte und ihre Schönheit wurden gerühmt. In seiner Gattin hatte der Reichsgraf in allen Dingen des Lebens eine wahre Stütze. Der Landesherr empfand ihre Gegenwart bei Hofe als sehr angenehm und schenkte ihr viel persönliche Sympathie. Als bedeutend im Geschlecht derer von Watzdorff sei noch der gemeinsame Sohn des Reichsgrafenpaares genannt. Christoph Heinrich Graf von Watzdorff auf Crostau (11.08.1698 - 12.07.1747) war hoher sächsischer Staatsbeamter, Domherr und Dompropst, dessen Glaubensfestigkeit, Ehrlichkeit und Treue gerühmt wurde. Allerdings nicht vom allgewaltigen 1. Minister Heinrich Graf von Brühl. Grund war, dass Watzdorff einige der unredlichen Machenschaften Brühls aufgedeckt  und öffentlich gemacht hatte. Er machte Christian Heinrich von Watzdorff zum Staatsgefangenen auf der Festung Königstein, wo er nach 14jähriger Haft verstarb. (Bernd Schwabe)

 

11.) Marie Sophie Helene Reuss zu Köstritz, Gräfin zu Lynar

Eine weitere Adelsdame, der in der TDB Gesicht gegeben wird, ist Marie Sophie Helena Reuss Gräfin zu Köstritz. Sie lebte vom 30.11.1712 bis zum 18.02.1781 und war die Gemahlin des Grafen Rochus Friedrich zu Lynar. (Hochzeit am 27.05.1735) Ihm schenkte sie 12 Kinder, unter denen die männliche Nachkommen an verschiedenen Höfen Karriere machten. Gebürtig im schlesischen Sagan, verstarb sie in Lübbenau im Spreewald. Ihr Vater war Heinrich XXIV. zu Reuss. Man rühmte ihr bis ins hohe Alter viel Schönheit nach.

 

12.) Der Kurfürst und das liebe Gold

Heut nun sey es, und Wir wollen berichten, so auch Wir nicht unfehlbar sind. Es geht ein Sprichwort – aus Schaden wird man klug – nur hat es bey Uns nicht geholfen. Ein zweites Mal sind Wir auf einen vermeyntlichen Goldmacher hereingefallen. Dieses Mal war es eyn aus dem Fränkischen stammender Landedler namens Johann Hektor von Klettenberg. Im Jahre 1713 kam er an Unseren Hof. Sein weltmännisches Auftreten und Manieren haben Uns veranlasset, ihm 1715 den Rang eines Amtshauptmannes von Senftenberg zu verleihen. Und auch ihm sind Thaler um Thaler für seyne angeblichen Experimente, Uns Gold zu machen, in seyne Taschen geflossen. Als Uns endlich, auf Grunde seynes frivolen und verschwenderischen Lebenswandels der Kragen platzte und Wir ihn auf der Feste Königstein festsetzen ließen, so haben Wir Erkundung gemachet über diesen Lufticus. Nach notwendiger Korrespondenza mit der Gerichtsbarkeit in Frankfurt - er war ja bey uns Ausländer- wurde Uns mitgeteilet, dass jener üble von Klettenberg wegen Vielweiberei und Mordes gesuchet wird. Wir haben daheren anno 1720 Weisung erteilet, man solle ihm, seinem Range entsprechend, auf dem Königsteine, das Haupt vom Rumpffe abtrennen und es sey dieses Urtheil sofortigst zu vollstrecken. Noch zumb heutigen Zeithen ist an jener Stelle eine unscheinbare Steinsäule als Markierung der Richtstätte und zur Abschreckung für eventuelle andere Scharlatane,  zu sehen. Nun, ja, es sey zugegeben, eine blutrünstige Geschichte dieses, aber sie ist wahr, und regieren war eben auch in Unserer Zeit nicht immer ein Vergnügen. Möge Gott Euch schützen und auf den rechten Weg geleithen, so Ihr niemalens auf den Königstein zum Quartiere gelangen müsset.

   
Friedricus Augustus Rex (Tilo Meißner)

 

13.) Curiösithäten der sächßischen Sprache

Ein Gott zum Gruße, Euch, die Ihr Gefallen an dieser Seite habet und wiederum darhier zu Besuche weilet.. Wir haben Uns erinnert an so manch Curiosum und Begebenheit, welche geschwätzet und doch gar der Wahrheit entspräche. So ist es ein eigenartig Ding mit der Sachßen Sprache. Wiewohl sie Uns hierzulanden wie Musica in den Ohren klinget, ist es wohl schon des Öfteren  zu Missverständnissen gekommen, so wie auch bei folgender Begegnung. Uns zu Diensten war ein Gesandter des Namens Baron von Globisch, welcher sich auf der Rückreise aus dem Preußischen befand, wo er in diplomatischen Diensten für Uns tätig war, zurück ins Sachsenländle war, wobeyen er  über Leipzig nach Dresden wollte. Seine Kutsche kam des Nachtens am „Hallischen Tore“ an und wurde von der Schildwache mit dem Ruf „Halt wer da“ gestoppet. Unser guter Mann beuget sich aus dem Kutschfenster und rufet der Wache zu: „Ich bin der Gesandte Globisch!“. Darauf die Antwort des angerufenen wackeren Wachmannes: „Ich bin ein sächsischer Soldat, was Ihr globt, is mir egal. Ich muss wissen, wer ihr seid!!“. So sey Euch angemerket, ein gutes Gehör führet zum Verstehen dieser lieblich Sprache, deren sich einstens in den ganzen teutschen Landen die Behörden als Amtssprache bedienet haben und womitten jener entlaufene Mönch Luthern, die Biebel übersetzte und hiermitten dem gemeinen Volcke verständlich gemachet hat.  Mit einem „Möge Glück Euch beschieden sein und Gott Eure Wege beschützen.“ will ich Euch bis zum nächsten Besuch dieser Seite gar gnädigst verabschieden. 


Friedricus Augustus  von Gottes Gnaden König in Pohlen & Churfürst von Sachßen (Tilo Meißner)

 

14.) Der Daumenabdruck

Nun Volck, so höret und staunet. Es wird erzählet von ungeheurer Körperkraft, welche Uns eigen ist.. Es ist verbürget, so Wir haben anno 1711, am 15. Tage des Monates February, das Eisen eines Rosses gebrochen, man kann es noch heut bestaunen in Unserer Rüstkammer. Nun und Thaler konnten Wir rollen wie Pergament, wie auch zinnene Becher, die wir mit der Faust platt gedrücket haben.. Und es wird dem trunkenen, falsch blasenden Trompeter, den Unser starker Arm zumb Fenster hinaus eyne Abkühlung verschaffte, eyne Lehre gewesen seyn, seyn Amt künftighin mit mehr plaisir für Unsere Ohren zu erleden. Es wird aber auch berichtet von eynem Abdrucke Unseres Daumens im eisernen Geländer, welches den „Brühlschen Garten“ umgibet. Ja man erzählet dem erstaunten Gaste Unserer Residenz, wenn selbiger Gast, Mannes genug sei und seinen eigenen Daumen in den von Uns hinterlassenen Abdrucke leget, so gehet die Kraft Unserer Lenden auf die Seinigen über. Der Besucher aus dem Reiche der aufgehenden Sonne staunet zumb jeden Mal, dass es bei Uns ein Mittel für Potenza gebet, welches keinen Thaler kostet. Nun, Ihr Frauenzimmer, welche Ihr Eure Gatten überredet habet, dieses Mittelchen zu probieren, Euch sagen Wir: „Lasset Eure Herren im Glauben der steigenden Potenza, denn es wird Euch von Nutzen seyn.. Es ist eine Mär, welche Uns gar sehr schmeichelt. Jedoch die Wahrheyt ist, dass dieses Geländer im Jahre 1745, also erst zwölf Jahre nach Unserem Abgang von der Weltenbühne, errichtet wurde. Wie begehrt dieses Stück Eisen ist, wird in einem kleinen Reim offenbar, welchen Wir in einem kleinen Büchlein des "Grafen von der Feder" Ernst Günther gefunden haben und Euch hiermitten zur Kenntnis bringen wollen:

 

So reimte der Schmiedemeister Karl Bergmann

 

Und einmal, das war allerlei,
da hatten einer oder zwei
des Nachts auf den Balkon Europas
am Daumeneindruck unseres Opas
mit Eisensäge und Gewalt
ein Stück Geländer abgeknallt.
Ein Hilferuf, und das war lustig,
ein Stück Geschichte ging verlustig.
Hilf, lieber Bergmann, du bist unser Mann,
mach schnell das Stück Geländer dran.
Ich musste dann mit Feuersprühenden Gewalten
den Daumeneindruck nachgestalten.
Und jetzo und für immerdar,
der Daumeneindruck wie er war,
nicht mehr von August, jenem Starken,
sondern mir, dem Karl und bei Gott nur halb so starken.


So ihr edlen Gäste Unserer Residenzstadt Dresden und Besucher dieser Seite, wir werden weiter nach kleinen Anekdötchen suchen um sie euch zur Kurzweil darzubieten und verbleiben mit einem „behüt Euch Gott“ 


Friedericus Augustus Rex  (Tilo Meißner)