Bannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur Startseite
Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

360. Geburtstag der Gräfin Aurora von Königsmarck (29. 04. 2022)

Geburtstagsbesuch bei der Gräfin von Königsmarck vom 29.04. - 01.05.22 in Quedlinburg

 

Wir nennen uns nicht nur Traditionsgemeinschaft, nein, wir pflegen auch die Traditionen, die sich uns in unserem heimatlichen Dresden auftun, oder uns in fernere Gegenden unserer deutschen Heimat locken.

 

Genau vor 10 Jahren zog uns daher der 350. Geburtstag der Gräfin Aurora von Königsmarck, dieser bemerkenswerten Frau, in das wunderschöne alte Harzstädtchen Quedlinburg mit seinen Kirchen, dem Schloss, Fachwerk und der Stiftskirche St. Servatius. Wir waren damals begeistert und so sagten wir heuer, fast 100%ig, unsere Teilnahme an einem neuerlichen Geburtstagsbesuch der Gräfin, die einst die erste ernstzunehmende Mätresse unseres sächsischen Kurfürsten Friedrich August I., war, zu. Immerhin, ein 360. Geburtstag ist allemal einen Besuch wert.

 

Unsere, in organisatorischen Dingen begabte, Co - Leiterin der TDB Silvia WEISE, ging also im Vorfeld unseres Besuches, in die Spur und kümmerte sich um ein geeignetes Quartier in Quedlinburg, was ihr ganz ausgezeichnet gelungen ist. Direkt in der historischen Altstadt gelegen, boten beide benachbarte Ferienhäuser eine ganz wunderbare Unterkunft für unsere Traditionsgemeinschaft. Unsere Freundlnnen Heidrun, Martina und Günther führten die Spitzengruppe an und waren schon in der zehnten Stunde vor Ort, gefolgt von Nadin, Regina und Bernd in der Verfolgergruppe und schließlich Silvia und Frank, die sich als Hauptfeld am Nachmittag ebenfalls den Weg durch schmale und schmalste Gassen und Gässchen bahnten.

 

Die Zeit, bis zum Eintreffen aller unserer Freunde, nutzten wir in unterschiedlichster Form, - entweder an Bord der ,,Stadtlokomotive", bei Kaffee- und Kuchen oder ersten Besichtigungen des Areals in der Nähe unserer Unterkunft. Danach nahmen wir das Quartier in Besitz und machten uns dieses gemütlich. Da wir uns ja, bedingt durch Corona, viel weniger zu gemeinsamem Tun treffen konnten, gab es ausreichend Stoff zum Babeln und zum Pläne schmieden für den ,,Rest" unseres Veranstaltungsjahres.

 

Knurrende Geräusche gaben dann bald den Hinweis, dass die Abendbrotzeit naht. Regina hatte schon vorgekocht und so standen bald zwei leckere Rinderzungen, Buttererbsen und Kartoffeln auf dem Tisch. Wir alle langten kräftig zu und so blieb absolut nichts übrig.

 

Die noch nicht ganz ermatteten machten sich danach noch zu einem abendlichen Verdauungsspaziergang mit dem Nachtwächter Klaus auf den Weg, der die ein oder andere unterhaltsame und interessante Geschichte und Anekdote von Quedlinburg von damals und heute zu berichten wusste. Allein hätten sie sich in den vielen verwinkelten und schmalen Gassen wohl verlaufen. So erfuhren wir auch, dass sich die Einwohnerzahl mangels Arbeitsplätzen sehr stark reduziert hat und viele der wunderschönen und liebevoll sanierten Fachwerkhäuser leer stehen und nun wieder dem Verfall preisgegeben sind. Wenn man selbst schon Ende April die zahlreichen Touristen in der Stadt sieht, mag man das gar nicht glauben.

 

Ein paar leckere Tröpfchen unterschiedlichster Promil1e, die wir uns in spätabendlicher Runde gönnten, waren der Verdauung förderlich und sorgten für die nötige Bettschwere. Bis auf das, wo die Matratzenauflage total hinüber war (vor unserer Benutzung), waren die Betten einem erholsamen Schlaf förderlich.

 

Unserem gemeinsamen Frühstück folgte die Umwandlung von den touristischen Stadtbesuchern zur Adelsgesellschaft vom Dresdner Hof. Dabei erwiesen sich die Hofdamen als trittschneller, wie die Herrlichkeit. Die nämlich nahmen den ersten Teil des Aufstieges zur Stiftskirche in der Kalesche. Der alte Cämmerer hätte es sonst wohl kaum geschafft, - er war auch so schon genug geschafft ...

Gemeinsam mit den Adelsdamen ging es dann das letzte Stück des Domberges zur Kirche, in der die ehrenwerte Gräfin von Königsmarck ihre Grablege hat. Dieser besondere, geweihte Ort in St. Servatius stand dieser Adelsdame wohl zu, - war sie doch die Pröpstin des Damenstiftes Quedlinburg. Dass sie dieses Amt recht locker führte, sich manche Freiheit herausnahm und sich im Stift oft recht rarmachte, sei hier nur am Rande vermerkt.

 

Im Dom wurden wir schon erwartet. Die junge Kirchenführerin überraschte uns mit ihrem profunden Wissen über St. Servatius, seine populärste Stiftsdame, die Kirchen und Stadtgeschichte Quedlinburgs. Es war ein Genuss den Ausführungen der jungen Frau zu folgen. Wegen Baumaßnahmen war ein Teil des Gotteshauses für uns nicht erreichbar, was durch die ausführlichen Kommentare unserer Gästebegleiterin wettgemacht wurde. Leider war die Grabplatte der ehrenwerten Aurora durch Baumaterial und Teile des Gestühls verdeckt. Aber unsere Geburtstagsblumen fanden noch den Weg zur Gräfin, - auch die Geburtstagslieder der Hofsängerin und deren Zweitstimme, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Dompröpstin hatte.

 

Als wir die kühlen Hallen der Stiftskirche verlassen haben, ein sonniger und warmer Frühlingstag uns umfing, meldete sich bei der Hofgesellschaft der Hunger und so wurde eine Tafel im Garten der Schlossberggaststätte unser. Wir stimmten der Wirtin zu, dass es besucherfreundlicher wäre, wenn (zumindest) am Wochenende die Schranken der Burgstraße für den Autoverkehr geöffnet würden, -betagte und behinderte Besucher (auch der olle Cämmerer) würden es danken.

An der Bewirtung gab es nichts zu kritisieren, wir genossen die dargereichten Speisen und Getränke und auch den herrlichen Blick über die Dächer von Quedlinburg und zu den zahlreichen Kirchtürmen der Stadt. Viele andere Besucher erfreuten sich an unseren Roben und Auskünften, sodass auch wir befriedigt und voller Eindrücke den Weg zum Quartier nehmen konnten.

 

Die Herren traten den Heimweg wieder bequeme mit der Kalesche an. Die Damen waren sich nicht zu fein, wieder per pedes den Weg zu nehmen, wären Ihnen sonst freudige Begegnungen entgangen.

So sahen sie sich unterhalb des Schlossberges einer mittelalterlichen Gesellschaft um Heinrich I. gegenüber, die die Quedlinburger Hoftage zelebrierten. Die Stimme aus dem Hintergrund – „Was macht Ihr denn hier“ – war unverkennbar. Unser Freund Michael, den wir aus früheren Tagen noch als Atilla, den Hunnenkönig, kannten, nahm die Damen unstandesgemäß, aber umso herzlicher in die Arme.

Wenige Schritte weiter machte die hochadlige Damengesellschaft bei einem Feinkost- und Delikatessenhändler Halt, der sie bereits beim Aufstieg um ein Gemälde vor seiner Ladentür bat. Nur war die Zeit beim Aufstieg etwas knapp, sodass die Damen auf dem Rückweg eine Einkehr versprachen. Zum Dank kredenzte der Hausherr ein prickeldes Tröpfchen. Mit einer kleinen Gesangseinlage konnten die Damen nicht nur den edlen Spender des Tröpfchens, sondern auch eine eben vorbeilaufende Reisegruppe aus Prag begeistern.

So beschwingt nahmen die Damen noch die nun folgenden Antiquitätengeschäfte mehr oder weniger intensiv in Augenschein. Die sich vor einer solchen Lokalität auf einer Bank ausruhende und vor sich hin sinnende Hofsängerin in reglosem Zustand versetze eine Passantin in Schrecken, als diese an der Robe der Hofsängerin ein Preisschild suchte und die Hofsängerin sich unerwartet zu ihr umwendete.

 

Zurück, gab es die Metamorphose von Adel zum Stadtbesucher, für die einen eine Verschnaufpause im Quartier, für die anderen noch einen Spaziergang durch die Stadt, - ehe wir unsere bestellten Restaurantplätze aufsuchten und wiederum gar fürstlich speisten.

 

Als der Abend mit Macht hereingebrochen war, gab es einen weiteren Tageshöhepunkt, der uns sehr überraschte.

Unsere Freundin Nadin hatte sich mit Persönlichkeiten des Barock befasst und einen Vortrag ausgearbeitet, den sie uns nun zu Gehör brachte. Wir alle waren begeistert und hörten gespannt zu:

Bei der zu besprechenden historischen Persönlichkeit, handelte es sich um die begnadete Dichterin Christiana Mariana von Ziegler; geborene Romanus. Sie wurde 1695 in Leipzig als Tochter des Juristen und Bürgermeisters Franz Conrad Romanus geboren. Als das Mädchen 10 Jahre alt war, wurde der Vater wegen Wechselfälschung und Unterschlagung verhaftet und ohne Gerichtsurteil auf den Königstein verbracht. Hier starb er nach 41 Jahren Haft. Nachdem sie innerhalb 13 Jahren zwei Ehemänner und zwei Kinder verloren hatte, stand Christiana Mariana vor dem Ruin ihres Lebens. Obwohl vom Schicksal arg gebeutelt, ließ sie sich nicht aus der Bahn werfen, wobei ihr das angeborene dichterische Talent sehr hilfreich war. Sie wurde das erste weibliche Mitglied der Deutschen Gesellschaft und gründete im Geburtshaus einen Literarischen Salon. Die Universität Wittenberg verlieh ihr als erster Frau eine Dichterkrone, als Anerkennung ihres dichterischen Werkes. Auch Johann Sebastian Bach wusste die Arbeiten der Dichterin zu schätzen, sodass er etliche ihrer Kantaten vertonte.

Natürlich zitierte Nadin einige Werke der großartigen Madame, die uns die Größe dieser Dichterin eröffneten und begeisterten. Wir sind uns sicher, dass wir noch von weiteren barocken Persönlichkeiten aus Nadines Mund hören werden.

 

Nach dem wiederum gemeinschaftlichen Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den Weg gen Heimat. Vorher aber wollten wir noch einen Abstecher zum Schloss und Park derer von Ballenstedt machen. Die Schlossherrschaft hat das Geschlecht der Anhaltiner seit langer Zeit inne. Ein Name ging in der Sächsischen Geschichte voraus und das war der Vater unserer wettinischen Markgräfin Hedwig (Gattin Otto des Reichen), der Askanier Albrecht der Bär.

Etwas angeschlagen war unsere Reisegesellschaft schon und so verzichteten wir auf eine Besichtigung des Schlosses, - aber den Schlosspark wollten wir unbedingt wiedersehen, da er uns noch von vor 10 Jahren in bester Erinnerung war. Wir wurden nicht enttäuscht, die Hanganlage präsentierte sich in den leuchtendsten Farben der schönsten Frühlingsboten.

 

Hier trennten sich unsere Wege und die drei Chaisen traten, zunächst durch altes wettinisches Land, ihren Heimweg in sächsische Gefilde an. Ich glaube, alle Beteiligten der TDB hatten das Hochgefühlm, ein ganz wunderbares Wochenende, nach langer Corona- Abstinenz, verlebt zu haben. Danke an alle Teilnehmer und besonders an Silvia, die den organisatorischen Part unseres Ausfluges nach Quedlinburg übernommen hatte. Scheen war es mal wieder.

 

Urheberrecht:

Text: Bernd Schwabe; Silvia Weise - Fotos: Bernd Schwabe, Silvia Weise, Frank Weise, M.H., Nadin Schubert



[Alle Fotos zur Rubrik Kultur anzeigen]